Deutschland verliert 1:2 gegen Kroatien
Bilics Rätsel bleiben unlösbar
Von Michael Ostermann
Eine Niederlage gegen Kroatien war im EM-Plan der deutschen Nationalmannschaft sicher nicht vorgesehen. Nach dem 1:2 muss die vorher so selbstbewusste DFB-Auswahl nun aber eine Pleite verkraften, die ihr vor allem ihre Mängel vor Augen führte.
Böse Ahnung: Bundestrainer Joachim Löw
Nach einer Viertelstunde stand Joachim Löw an der Seitenlinie und zupfte sich nachdenklich am Kinn. Da ahnte der Bundestrainer wohl schon, dass dieser Abend im Wörtherseestadion in Klagenfurt kein leichter werden würde für ihn und sein Team. Löw hatte die Mannschaft gegenüber dem ersten Spiel gegen die Polen nicht geändert. Dennoch wollte das im ersten Spiel noch so gut funktionierende Kombinationsspiel nicht in Schwung kommen. Ballverlust reihte sich an Ballverlust. Zehn Minuten später - nach dem 0:1 durch Srna - war die Ahnung zur Gewissheit geworden und Löw schimpfte und gestikulierte nun dort draußen vor der deutschen Bank. "Vieles hat heute nicht gestimmt", musste der Bundestrainer später einräumen.
Jansen überfordert
Die Verwirrung der deutschen Mannschaft war aber auch dem taktischen Konzept geschuldet, das Kroatiens Trainer Slaven Bilic seiner Mannschaft verordnet hatte. Statt Mladen Petric von Borussia Dortmund schickte er Ivan Rakitic vom FC Schalke 04 auf den Rasen. Womit vier ständig ihre Positionen wechselnden Mittelfeldpieler hinter der einzigen Spitze Ivica Olic vom Hambruger SV das deutsche Mittelfeld und die deutsche Hintermannschaft vor ein schier unlösbares Rätsel stellten. "Wir haben die Räume eng gemacht und die Flügel zugestellt. Damit haben wir es den Deutschen schwer gemacht", freute sich Bilic über seine gut umgesetzten Vorgaben.
Vor allem Marcel Jansen war mit dem Druck der Kroaten hinten links heillos überfordert, was wurde beim Führungstreffer durch Srna besonders deutlich. Der Kroate spitzelte eine Flanke von Pranjic an dem schlecht postierten Jansen vorbei ins Tor (24.). Der Rückstand verunsicherte das Löw-Team noch mehr. In der Offensive wollte weiter nichts gelingen. Lediglich zwei Kopfballchancen durch Gomez (26.) und Mertesacker (40.) durften die Statistiker vor der Pause verzeichnen, beide Male ging der Ball über das gegnerische Gehäuse. Kroatiens Torhüter Pletikosa musste zudem einmal einen Freistoß von Ballack mit den Fäusten entschärfen (33.). Auf der anderen Seite verpassten es die Kroaten, die Führung auszubauen. Corluka ließ den nun fast schon bemitleidenswerten Jansen einfach stehen. Der Ball kam zu Kranjcar, dessen Volleyschuss Lehmann mit Glück entschärfte (42.).
Löws Wechsel verpuffen
Jansen (v.) strauchelt gegen Olic und Kroatien führt.
Löw musste zur Pause reagieren und er tat es. Jansen blieb in der Kabine, Lahm rückte von rechts auf links, Fritz nach rechts hinten und Odonkor sollte das Tempo auf dem rechten Flügel erhöhen. Doch auch diese Maßnahme verpuffte. Es wollte weiter nichts gelingen, die kroatische Defensive hatte wenig Mühe mit den weiter eher hilflosen Offensivbemühungen der Deutschen. Sie selber machten es besser und hatten zudem das nötige Glück. Olic staubte nach 62 Minuten zum 2:0 ab, nachdem Podolski eine Flanke von Srna an den Pfosten gelenkt hatte.
Löw reagierte erneut und schickte Schweinsteiger für Gomez aufs Feld, womit der WM-Sturm Podolski und Klose nun wiedervereint war. Das half, wenn auch das Spiel der deutschen Mannschaft nicht besser wurde. Podolski gelang in der 79. Minute der Anschlusstreffer und nährte so die Hoffnung auf ein zumindest versöhnliches Ergebnis. Löw brachte mit Kuranyi einen weiteren Stürmer. Doch diese schwierige Partie endete nicht mit dem ersehnten Ausgleichstor, sondern mit einer roten Karte gegen Schweinsteiger für einen wüsten Schubser gegen Jerko Leko.
[uredio riki_mo - 12. lipnja 2008. u 21:18]