Ivan Rakitic. Aargauer. Heller Teint, blondes Haar. Schon 6 Tore in der Super League. Trickser. Strassenfussballer. Instinktfussballer. Und: Objekt der Begierde.
Aargauer? Rakitic wurde in Rheinfelden AG geboren und wuchs in Möhlin AG auf. Dort, wo er auch heute noch mit seinem Bruder Dejan (23) lebt. Aber Aargauer? Auf dem Papier ja. «Aber ich bin ein gefühlter Basler», versichert er den Bebbi-Fans.
Ob nun Aargauer oder Basler – das ist dem SFV schnurzegal. Hauptsache, Schweizer. Doch dessen ist man sich nicht mehr so sicher in Muri. Wohl ist Rakitic der jüngste U21-Nationalspieler. Er könnte noch in der U19 kicken. Wohl ist Rakitic Teil des Projekts «Footuro», das die 32 grössten Talente gezielt fördert. Wohl haben Nati-Coach Köbi Kuhn und U21-Trainer Bernard Challandes Vater Luka und Filius Ivan Ende 2006 besucht. Vertrauensbeweise. Und doch: «Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich für die Schweiz oder Kroatien spielen will», sagt Rakitic.
Vier kroatische Aufgebote für Juniorenauswahlen hat er zwar abgelehnt. Doch was, wenn das erste von Slaven Bilic kommt, dem Trainer der A-Nati? Rakitic lächelt – und lässt es offen. Sein bester Kumpel Mladen Petric («Er ist für mich wie ein älterer Bruder»), der es in Kroatien zum Stammspieler gebracht hat, schwärmt ihm von Bilic vor – in den höchsten Tönen. Absprunggefahr!
Was indes dagegen spricht: Rakitic ist ein cleveres und abgeklärtes Bürschchen (das aber seit 2005 8 kg an Muskelmasse zugelegt hat!). Dass er dasselbe Spielchen treibt wie sein anderer FCB-Kumpel Zdravko Kuzmanovic (Fiorentina), ist nicht anzunehmen: Sich zuerst zur Schweiz bekennen – und dann doch für Serbien spielen wollen.
Und auch den zweiten Fehler, den Zdravko im Fall Palermo gemacht hat, will Ivan vermeiden: Wochenlang mit einem Klub kokettieren. Wer das bei Gross tut, ist unten durch.
Vor anderthalb Jahren hat Ivan Angebote von Chelsea, Arsenal und Juventus ausgeschlagen, weil er sich beim FCB durchbeissen wollte. Trotz einer ersten Saison mit nur einem Teileinsatz: Er schaffte es. «Ich bereue auch nicht, dass ich den Grossklubs abgesagt habe. Leute, die sich überlegen, wenn was gewesen wäre, die verlieren.» Und das ist nun schon ein fast philosophischer Ansatz...
Doch auch die FCB-Offerte um vorzeitige Verlängerung des Vertrags um zwei Jahre bis 2010 hat er in die Schublade gesteckt. «Nach der Saison ist genug Zeit dafür.»
Derzeit läufts Ivan wirklich gut. Zwei Supertore gegen Thun. Ein Schlitzohren-Freistosstreffer gegen Aarau. Ein tolles Freistosstor gegen St. Gallen. Dazu der Cornertrick mit Petric als Höhepunkt der Demütigung von GC (5:1).
Die Super League ist auch eine Rakitic-Show. «Als Fussballer muss man immer auch ein bisschen Bub bleiben. So wie früher auf der Strasse oder in der Halle.»
Gut, dass bei Rakitic «früher» auch noch «heute» ist.
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text by Alain Kunz
pictures by Sven Thomann