Sulentic setzt auf "Baby-Schritte"
St.Pauli: Der Neuzugang aus Kanada kam wegen der tollen Atmosphäre zum Millerntor.
Von Christian Pletz
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St. Paulis Neuer aus Kanada: Ive Sulentic. Foto: Sarbach |
Middels -
Mit innerer Ruhe scheint er nur spärlich versehen zu sein. Wer St. Paulis Neuzugang Ive Sulentic über einen etwas längeren Zeitraum beobachtet, der wird ihm in typisch norddeutscher Manier "Hummeln im Hintern" bescheinigen. Der Kanadier wirkt meist aufgekratzt, gelegentlich kaut er an den Fingernägeln. Im Grunde genommen ist sein Verhalten ein Spiegelbild seiner Spielweise. Sulentic ist ein Typ aus der Kreativabteilung. Wenn er den Ball führt - bei St. Paulis jüngstem Testspielerfolg gegen Kickers Emden (3:0) als hängende Spitze -, wissen selbst seine Mitspieler nicht, was er als nächstes machen wird. Hier ein Haken, dort ein geschickter Paß, häufig auch Abschlüsse: Sulentics Repertoire weist ein hohes Maß an Unberechenbarkeit auf.
Gerade diese spielerischen Fähigkeiten waren es, die Trainer Andreas Bergmann beim Probetraining des 25jährigen überzeugten. Obwohl kaum etwas über die Vergangenheit des Mittelfeld-Allrounders bekannt war, gehörte Sulentic nach seiner überzeugenden Probeeinheit sofort zu den Wunschspielern für den neuen Kader.
Der Kanadier selbst ließ sich weniger durch die Trainingseindrücke überzeugen - immerhin lagen ihm nach mehreren Vorstellungen auch bei anderen Klubs mindestens drei Anfragen vor -, dafür mehr von den Geschichten der Heimspiele des Drittligaklubs. "Mein Berater Andreas Kirsch hat mir erzählt, wie toll die Atmosphäre beim FC St. Pauli ist. Genau darum wollte ich zu diesem Klub", erzählt der Mann aus Vancouver. Die Regionalliga betrachtet Sulentic als gute Chance für einen Einstieg in den europäischen Fußball: "Natürlich träume ich davon, einmal in einer der großen Ligen zu spielen. Aber dafür muß man erst einmal die ersten Babyschritte erfolgreich gestalten."
In Hamburg erwarten den Nationalspieler zahlreiche Umstellungen. Zum einen die Länge der Saison: In der A-League absolvierte Sulentic 24 Spiele für die Vancouver Whitecaps, die Saison dauert witterungsbedingt nur von April bis September. Zum anderen die Anreisebedingungen: Weil in Kanada nur Seattle per Bus erreichbar war, flog der Halbkroate mit seinen Kollegen zu allen anderen Auswärtsspielen. Bei St. Pauli gehören Busreisen zum Alltag.
Doch all das schreckt Sulentic nicht. "Ich will dabeisein, wenn St. Pauli den Sprung in die Zweite Liga schafft. Und ich will dabei helfen", sagt der in Kanada aufgewachsene Spieler, der manchmal noch zu zögerlich im Abspiel oder mit dem Blick für besser postierte Nebenmänner ist. An Ehrgeiz mangelt es ihm nicht. So ließ der schmächtige Fußballer den prestigeträchtigen Gold Cup mit Kanadas Nationalteam sausen, um die Vorbereitung mit St. Pauli zu bestreiten.
Auch die Tatsache, daß Zimmerkollege Robert Palikuca wegen einer fiebrigen Grippe nicht mit nach Middels kam, und er deshalb ein Einzelzimmer bewohnt, sieht Sulentic nicht als Integrationshindernis. "Ich versuche trotzdem viel zu kommunizieren, auf dem Platz ist das auch nicht so schwer", sagt er auf englisch. Die nötige Lockerheit bringt er mit. Die Frage nach seinem Familienstand beantwortet er mit einem Lächeln: "Soccer is my girlfriend Fußball ist meine Freundin
[uredio charlie st]